Der Topfmarkt

Wenn man entlang der Hauptstraße in Richtung Kunigundenkirche geht, kommt man an den Rochlitzer Topfmarkt. Bereits 1695 wurde der Platz unter diesem Namen geführt. Prof. Pfau zufolge habe er aber kaum zum Geschirrhandel gedient, da die Töpfer in den Töpferkammern des Rathauses frei halten mussten. Der heutige Platz soll ursprünglich ein Gartengrundstück gewesen sein, das zu den querstehenden bauberechtigten Häusern an seiner Ostseite gehörte. Hinter den Gebäuden steht die von 1417-1476 erbaute Kunigundenkirche, die als einziges Gebäude des Mittelalters alle Stadtbrände überdauerte, obwohl Dach und Turm von den Flammen erfasst wurden. Bis Anfang des 16. Jahrhunderts war sie von einem Friedhof umgeben. Das kleine Kirchgässchen, vom Topfmarkt her kommend, führt noch heute zu ihr. Die um die Kirche liegenden Gebäude seien erst Ausgang des Mittelalters entstanden, behauptet Pfau.

In die heutige Bahnhofstraße führte bis Ende vorigen Jahrhunderts nur eine schmale Gasse, die Papstgasse, benannt nach einem in dem dort abgetragenen Haus geborenen Rochlitzer. Michael Bapst (1540-1603), wie er sich selbst schrieb, war Bürgermeister in Mohorn bei Freiberg, schrieb eine Rochlitzer Chronik und galt im 16. Jahrhundert als bekannter Schriftsteller.

Im Jahre 1874 entstand wegen des Baus der Bürgerschule, heute "Schule an der Mulde", durch den Abriss eines Hauses eine neue Abzweigung vom Topfmarkt. Sie trägt den Namen Schulberg und garantiert heute weniger den Schulkindern einen sicheren Weg zu ihrer Bildungsstätte, als den Kraftfahrern eine willkommene Zufahrt auf die zum Parkplatz umfunktionierte Bleiche.

So veränderten sich im Laufe von Jahren Zweck und Namen von Straßen sowie Plätzen in unserer Stadt. Auch der alte Topfmarkt blieb davon nicht verschont. Als im Jahre 1857 unter Bürgermeister Caspari in Rochlitz "zeitgemäße" Straßennamen eingeführt werden sollten, wurde in der Bevölkerung eine Vielzahl von Proteststimmen laut. Die jetzige Uferstraße sollte von der Muldenbrücke ab "Jungfernstieg" heißen und den Topfmarkt plante man in "Regierungsplatz" umzutaufen.

Von 1897 an befand sich auf dem Platz ein monumentales Denkmal. Ein teutonischer Krieger mit doppelgehörntem Helm auf einer Halbkugel stehend, erinnerte an den deutschen Sieg über Frankreich im Krieg von 1870/71. Bereits während des 2. Weltkrieges "stürzte" man jedoch diesen Germanen und raubte im die Bronze seines mächtigen Sockels für Kriegszwecke.

Ab 1945 befand sich an diesem Ort zeitweilig das Grab eines in Rochlitz verunglückten Offiziers der sowjetischen Militärverwaltung. Nachdem 1952 die Neuanpflanzung der Kastanienbäume erfolgte und eine Veränderung in der Straßenführung nötig war, sie teilte den Topfmarkt, wurde dieser in "Platz der Solidarität" umbenannt. Mit der Wende 1989/90 erhielt der Platz seinen ursprünglichen Namen zurück.

Trotz des an ihm vorbeiströmenden Fahrzeugverkehrs, ist der Topfmarkt der einzige "grüne" Ruhepunkt im alten Stadtkern. Ihn als historisches Erbe zu erhalten sollte Anliegen aller Verantwortlicher sein.