Geschichtsverein Rochlitz e.V.: Rochlitz erwartet Gäste aus den USA Erinnernde Wiederbegegnungen an Schauplätzen von 1945 Eine Gruppe amerikanischer Kriegsveteranen der 6th Armored Division (6. Panzerdivision) und 76th Infantry Division wird im April dieses Jahres nach Thüringen und Sachsen kommen - am 16. April besuchen sie unsere Stadt. Einige der betagten Teilnehmer, waren als junge Soldaten am 14. April 1945 an der Einnahme von Rochlitz und am Kampf um den Muldenübergang beteiligt oder waren dann bis Mitte Mai bzw. Ende Juni 1945 hier als Besatzung stationiert. Der Name Rochlitz ist manchem dieser ehemaligen Soldaten in dauerhafter Erinnerung geblieben. Sie erlebten hier sie ihr letztes Gefecht im 2. Weltkrieg oder wurden verwundet. Diese Zeit war für sie ebenso wie für die Einwohner unserer Stadt und des Umlandes von Bedeutung - hier gingen die täglichen Schrecken dieses unseligen Krieges zu Ende.
Die Kriegsveteranen werden im April auf friedlichen Straßen durch Thüringen und Westsachsen fahren und sich der Tage erinnern, an denen vor fast 60 Jahren bei ihrem raschen Vorstoß noch allerorts überraschend der Tod noch auf sie wartete. Unter Einsatz ihres Lebens erreichten sie die Zwickauer Mulde in Rochlitz, Wechelburg, Lunzenau und Penig und gelangten über die Zschopau bei Mittweida in Positionen, die geografisch die am weitesten in Deutschland nach Osten vorgeschobenen Positionen überhaupt waren, dabei vielerorts den sinnlosen Widerstand der geschlagener deutscher Einheiten brechend. Der Rochlitzer Geschichtsverein nahm im Jahre 1995, in Vorbereitung der Tausendjahrfeier, Verbindung zu der Veteranenvereinigung der 6th Armored Division in Louisville, Kentucky, USA auf, und konnte einige "Super Sixer", wie sich die Angehörigen dieser Division nennen, zur Teilnahme an den Rochlitzer Feierlichkeiten gewinnen. Seit dieser Zeit besteht zwischen unserem Geschichtsverein, der Stadt Rochlitz und den amerikanischen Kriegsveteranen eine freundschaftliche Verbindung, die sich in der Teilnahme an Veteranentreffen in USA, sowie weiteren Besuchen von Kriegsveteranen in unserer Stadt manifestiert. Der neuerliche Weg der Amerikaner nach Rochlitz beginnt diesmal nicht in der Normandie, sondern am 09. Arpil in Frankfurt/Main. Er führt nach Weimar und Buchenwald, wo sie am 11. April an der Befreiungsfeier teilnehmen, nach Schmölln, Altenburg, zum Flugplatz Nobitz, nach Geithain, Rositz, Lucka, Rochlitz, Mittweida, Topfseifersdorf, Lunzenau, Penig, Langenleuba-Oberhain und zur Festung Königsstein sowie vielen weiteren Orten. Einige Medienanstalten haben angekündigt, über dieses Ereignis in ihren Zeitungen, Rundfunk- und TV-Sendungen zu berichten und die Veteranen auf ihrem Weg durch weite Teile von Hessen, Thüringen und Sachsen zu begleiten. Die amerikanischen Gäste werden ein sehr umfangreiches Programm während ihres Besuches erleben. Eine enge Kooperation und Abstimmung unter regionalen Partnern in Schmölln und Altenburg sowie zu unmittelbaren Nachbarstädten und den jeweiligen Organisatoren Vorort, hat ein vielseitiges Reiseangebot für die Veteranen ergeben, welches jeweils örtlich angepasst ist und als Ehrung für die Amerikaner aufgrund der historischen Situation von 1945 gesehen werden soll. Besonders wichtig ist die Betonung darauf zu legen, dass man sich dieser Angelegenheit zuwendet um die hierzulande über Jahrzehnte hinweg nicht richtig gestellte historische Wahrheit über die Tatsachen gegen Kriegsende 1945 in den Mittelpunkt zu stellen. Weite Teile unserer Heimat wurden nämlich nicht wie oft proklamiert, von der Roten Armee, sondern hauptsächlich durch die Amerikaner befreit. Dieser Tatsache muss man nun endlich Rechnung tragen. Mit den gegenwärtig alltäglichen Informationen über die Militäraktionen der USA im Irak hat dieses Zusammentreffen im April nichts zu tun. Es handelt sich hier um vollkommen verschiedene Sachlagen, die beim Urteilen über diese heimatgeschichtlich bedeutsame Ehrung für die Veteranen von 1945 mit betrachtet werden sollten. In Langenleuba-Oberhain wurde am 13. April 1945 von einer Einheit der 6th Armored Division das Konzentrationslager mit mehreren Hundert ungarischen Jüdinnen befreit. Dort ist unter anderen eine Kranzniederlegung zum Gedenken an diesen historischen Ort geplant. In einigen Städten sollen Gedenktafeln zur Erinnerung an den Vormarsch der amerikanischen Streitkräfte im Frühjahr 1945 enthüllt werden. So auch in Rochlitz an der Muldenbrücke und im Rathaus, wo sich zwischen dem 15. April und 14. Mai 1945 das Hauptquartier der 6. Panzerdivision befand, sowie der Amtssitz der Militärgouverneure war. Als die 6th Armored Division am 14. Mai 1945 nach Thüringen zurück verlegt wurde, übernahm das 304th Regiment der 76th Infantry Division die Verantwortung über die Stadt. Neben zahlreichen Begegnungen mit Persönlichkeiten des gesellschaftlichen Lebens, mit Bürgern und Schülern, ist in Lunzenau ein ökumenischer Gottesdienst vorgesehen - wie ihn die 1945 dort stationierte Einheiten in der dortigen Kirche zelebrierten. In Rochlitz wird am 16. April 2003 vormittags mit der Ankunft der Veteranen in einem vom Hauptquartier der US - Streitkräfte in Deutschland (HQ USAREUR) zur Verfügung gestellten Reisebus am Markt zu rechnen sein. Begleitet werden die Veteranen bei ihren Besuchen von der Big Band der amerikanischen 1st Infantry Division, die in den Städten einige Platzkonzerte darbieten wird. Neben der Enthüllung beider Gedenktafeln in Rochlitz sind hier, eine kurze Stadtbesichtigung sowie Visiten von zu Kriegsende 1945 relevanten Schauplätzen in Rochlitz und der unmittelbaren Umgebung geplant. Am Abend findet in der Aula des Johann Mathesius Gymnasium ein Bürgergespräch zwischen den Veteranen, ihren Angehörigen sowie Schülern statt. ![]() Historisch gesehen ist das ursprüngliche Datum des Einmarsches, sowie der Besetzung unserer Stadt der 14. April 1945 gewesen - in der Nacht zum 15. April 1945 nahmen die Amerikaner die letzten Verteidigungsstellungen an der Muldenbrücke ein, was ihnen den Weg nach weiter ostwärts öffnete. Entsprechend der Vereinbarungen von Jalta im Februar 1945 wurden die von der US Army eroberten Gebiete ab Anfang Juli 1945 an die Rote Armee übergeben - am 1. Juli 1945 etablierte sich die Kreiskommandantur der sowjetischen Militäradministration im Rochlitzer Rathaus, während sich die amerikanischen Truppen in ihre Besatzungszonen in West- und Süddeutschland zurückzogen. Der Rochlitzer Geschichtsverein wird im März und im April über weitere geplante Veranstaltungen in unserer Gegend während des amerikanischen Besuches berichten. Außerdem verweisen wir interessierte Bürger auf bisherige heimatgeschichtliche Veröffentlichungen über die Zeit des zweiten Weltkrieges. Diese sind in der Buchhandlung Alter in der Schulgasse und bei der Tourist Information im Rathaus erhältlich. Der Berliner Historiker, Publizist und Dokumentarfilmer Ulrich Koch bereitet zur Zeit eine umfassende Dokumentation unter dem Titel "Als der Krieg zurück in die Heimat kam - Kriegsende 1945 zwischen Zwickauer Mulde und Zschopau" mit einer Menge an originalen US-amerikanischen Dokumenten und Photomaterial aus Militär- und Privatarchiven, sowie vielen deutschen Zeitzeugenberichten vor. Diese Publikation ist Teil des Projektes THE WINNERS SAY GOODBYE zur Thematik "Befreiung von Thüringen und Westsachsen 1945", an dem inzwischen seit sieben Jahren geforscht wird. Wir halten Sie darüber weiter auf dem neusten Stand. Informationen zum Projekt können unter den Internet Adressen: www.koch-athene.de und www.krause-back.de abgerufen werden. Als Verein sind wir weiterhin an persönlichen Erlebnisberichten zu dieser Zeit und an Zeitdokumenten wie Fotos, Flugblättern, Urkunden, Zeitungen, Ausweisen, Kopien von Tagebüchern und Briefen u. a. interessiert. Wir danken allen, die uns durch ihre Zeitzeugenaussagen, sowie persönliche Erinnerungsstücke an diese Zeit unterstützt und weitergeholfen haben, diese Kapitel der Rochlitzer Vergangenheit zu beleuchten. Einiges davon könnte Teil einer historischen Ausstellung sein, die im Juni in Rochlitz stattfinden soll. |
Sven Krause |